(KPD 21) Aktionskomitee Freies Cannabis

Kräuter, Pillen, Drogen (KPD) - 21. Folge

So dicke Leserbriefe bekommt man wirklich nur aus dem Knast. Conny G. (JVA, 6710 Frankental) hat ausführlich auf diese Kolumne reagiert und gleichzeitig mitgeteilt, daß sich einige Jungs im Knast zusammengetan hätten, um das Aktionskomitee zu gründen. Ein vernünftiger Schritt, so finde ich. Denn wenn sich die Betroffenen nicht selbst organisieren, wird nichts geschehen, da das Interesse von außen gleich null zu sein scheint. Wie effektiv solch eine Gruppe allerdings aus dem Knast heraus arbeiten kann, muß die Zeit zeigen. Hier ein paar Auszüge aus Connys Brief:

"Es liegt in Eurer Hand, wie lange noch Bürger unseres Landes als 'Verbrecher' eingesperrt werden, die weiter nichts getan haben, als einen Klumpen grünes Harz in der Tasche zu tragen. Darum ist es an der Zeitm daß die Betroffenen zur Selbsthilfe greifen und sich organisieren. Wir schlagen hierfür den Namen Aktionskomitee Freies Cannabis vor, damit jeder gleich weiß, worum es uns geht. Unsere Aufgabe kann es nicht nur sein, das Bewußtsein der Öffentlichkeit in puncto Cannabis-Prohibition durch eine Vielzahl von Aktionen zu ändern; wir müssen vor allen Dingen versuchen, unser Anliegen dorhin zu bringen, wo Gesetze beschlossen und auch wieder abgeschafft werden: den Deutschen Bundestag. Daher sind alle, die sich für die Rechte der Millionen verfolgter Hanfraucher einsetzen wollen, dazu aufgerufen, sich schriftlich an den Bundestag, besonders die Grünen im Bundestag zu wenden, und von ihnen konkrete Schritte in Hinblick auf eine Novellierung des geltenden BtMG zu fordern.

Wer sich als Kiffer im Knast befindet, der sieht sich nicht nur mit der verschlossenen Zellentür konfrontiert. Er muß erfahren, daß die Justiz von ihm erwartet, daß er sich selbst verleugnet und nach außen hin nur so tut, als würde er den Drogenkonsum für etwas ganz Schlimmes halten, daß unter allen Umständen bestraft werden muß. Wer zu stolz ist, um als Knacki im Knast seine Überzeugung zu verbergen, der wird bald die Konsequenz spüren, die in einer Vielzahl von Repressalien bestehen: Man lehnt ihm alle Lockerungen sowie Urlaub ab (wegen 'Mißbrauchsgefahr'), man zwingt ihn eventuell bei Verdacht des unerlaubten Einatmens des Rauches einer ganz bestimmten Pflanze, eine Urinprobe abzugeben, und interpretiert eine Verweigerung dieses nur bei Straftaten/Unfällen gesetzlich erlaubten Vorgehens als Indiz für Drogenkonsum, was wiederum neue Folgen hat; man lehnt ihm seine 'vorzeitige Entlassung' auf Bewährung an, wenn er nicht die richtige 'Einstellung' zu seiner Strafe zu erkennen gibt, man durchsucht seine Zelle besonders häufig mit teuflischer Gründlichkeit."
Natürlich bringt diese Situation auch andere Schwierigkeiten mit sich. So wird z.B. teilweise die Post des Aktionskomitees angehalten. Begründung:

"Der Gefangene tritt in seinem Schreiben als Gründer des Vereins 'AFC' auf, in dem er die Straflosigkeit des Konsums von Cannabisprodukten propagiert. Durch Nichtanhalten des Briefes sowie die Zulassung des Schriftverkehrs würde der Gefangene in seiner bisherigen kritiklosen Haltung gegenüber dem Konsum von Cannabisprodukten bestärkt. Hierdurch würde das Vollzugsziel des Gefangenen gefährdet, zumal er bereits mehrfach wegen Verstoßes gegen das BtMG straffällig geworden ist. (...)
Des weiteren ist der Brief an einen anderen Gefangenen gerichtet, welcher in seinem Sinne 'ermuntert' werden soll, nicht zu ruhen, bis Cannabiskonsumenten nicht mehr verfolgt werden, und behindert somit auch dessen Wiedereingliederung bzw. die von weiteren Inhaftierten, da das Schreiben dazu dienen soll, auch 'viele Leute' dazu zu motivieren, für die Freiheit des Cannabisgenusses einzutreten."

Tja, "viele Leute motivieren".
Was ginge es dann erst heiter weiter.
Ron Ripp

Kräuter, Pillen, Drogen (KPD) - 21. Folge