HanfKultur WeltWeit


HanfKultur WeltWeit

Stefan Haag
HanfKultur WeltWeit

Über die Hanfsituation in fast 100 Ländern rund um den Äquator. Eine Bestandsaufnahme der Hanfkultur in fast 100 Ländern der Erde.

Der Autor ist der wohl meistpublizierte Reiseschreiber der deutschsprachigen Hanfpresse.

Inhaltsverzeichnis

    • Abkürzungen
    • Vorwort
    • Wichtiger Hinweis
    • Hanf in der Fremde
    • NORDAFRIKA
    • Marokko
    • Algerien
    • Tunesien
    • Mali, Niger
    • Ägypten
    • WESTAFRIKA
    • Ghana
    • Guinea
    • Elfenbeinküste
    • Senegal
    • Gambia
    • ZENTRALAFRIKA
    • Nigeria
    • Kamerun
    • Zentralafrikanische Republik
    • Gabun
    • Äquatorialafrika
    • Kongo
    • Malawi
    • Rwanda
    • Äthiopien
    • Somalia
    • Réunion, Mauritius, Madagaskar
    • SÜDAFRIKA
    • Republik Südafrika
    • Mocambique
    • Namibia
    • ASIEN
    • Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (G.U.S.)
    • Rußland
    • Ukraine
    • Kaukasus
    • Kasachstan
    • Tadschikistan
    • Kirgisien
    • Usbekistan
    • Türkei
    • Libanon
    • Israel
    • Irak, Syrien
    • Iran
    • Afghanistan
    • Pakistan
    • China
    • Tibet
    • Mongolei
    • Nepal
    • Indien
    • Sri Lanka
    • Bangladesh
    • Thailand
    • Kambodscha
    • Vietnam
    • Laos
    • Malaysia, Singapore
    • Indonesien
    • Philippinen
    • Japan
    • AUSTRALIEN
    • Neuseeland
    • SÜDAMERIKA
    • Brasilien
    • Paraguay
    • Argentinien
    • Bolivien
    • Peru
    • Chile
    • Ecuador
    • Kolumbien
    • Venezuela
    • ZENTRALAMERIKA
    • Panama
    • Costa Rica
    • Nicaragua
    • Guatemala
    • Belize
    • Honduras
    • Mexiko
    • Jamaika
    • NORDAMERIKA
    • USA
    • Kanada
    • EUROPA
    • Deutschland
    • Balkan
    • Skandinavien
    • Großbritannien
    • Griechenland
    • Frankreich
    • Italien
    • Spanien
    • Österreich, Schweiz
    • Niederlande
    • Anhang 1: Einheitsübereinkommen von 1961 über Suchtstoffe (gekürzt)
    • Anhang 2: Christian Rätsch: Get High Beyond Style! Hanf, Musik und Kultur
    • Anmerkungen
    • Literaturhinweise
    • Danksagungen

Vorwort

Zuletzt machte Manitu den Menschen. Obwohl er der letzte und von allen Wesen das hilfloseste war, empfing der Mensch die größte Gabe - die Fähigkeit, zu träumen.
Indianische Weisheit

Es war der Sommer anno 1986, als auf einer idyllischen kleinen Insel irgendwo in den Tropen junge Menschen aller Länder zusammenkamen und sie - trotz ihrer unterschiedlichen Hautfarben und Religionen - friedlich und tolerant miteinander umgingen, wenn sich auch ihre Väter jahrhundertelang gegenseitig die Schädel einschlugen und sich erbarmungslos ausbeuteten. So verschieden diese Menschen in diesen Monaten auch waren, es verband sie eines: die Vorliebe für eine der ältesten Nutzpflanze der Menschheit: den Hanf. Und diese Vorliebe teilten und verband sie mit den Einheimischen, auf diesem kleinen verschlafenen Eiland im südchinesischen Meer. Es verband sie mit den zwei Dorfpolizisten, den Fischern, den Kokosbauern und dem Bürgermeister, mit den Alten und mit den Jungen. Es herrschte tiefe Harmonie unter den Menschen und mit der Natur und es gab keinen, den diese Erfahrungen nicht zutiefst geprägt hätten.

Winter 93/94. Die gleiche Insel verfügt über ein betoniertes Straßennetz, Elektrizität, Luxushotels. Das Wasser ist dreckig, der Urwald zu 80 Prozent gerodet und die Menschen verschlossen und wachsam. Jede Nationalität findet sich an ihrem Strand ein und schottet sich ab. Und es gibt ein "Drogenproblem". Aus zwei rotäugigen arbeitslosen Dorfpolizisten ist eine halbe Hundertschaft geworden, in den Hauptreisezeiten unterstützt von Armee und beraten von europäischen Drogenbekämpfern. Und tatsächlich, es gibt ein Drogenproblem, denn nicht nur die Traveller, auch zunehmend die einheimische Jugend verfällt dem Alkohol und seinem illegalen Pendant, dem Heroin.

Wo ist sie geblieben, die Aufbruchstimmung und Hoffnung dieser Tage? Alles nur hanfbedingte Illusion, oder eben der Fluch des Geldes? Sind die Hippies denn alle zu Yuppies mutiert und der Karrieresucht anheim gefallen? Tatsache ist: die Hanfdrogen Haschisch und Marijuana haben viel (wenn nicht alles) vom magischen Flair früherer Tage eingebüßt und sind zu Alltagsdrogen, wie Alkohol, Nikotin oder Kaffee geworden (verkommen), von vier bis sieben Millionen Deutschen, sechzig bis siebzig Millionen Amerikanern und einer halben Milliarde Menschen weltweit genossen. Kein noch so strenges Verbot, kein Helikoptereinsatz und keine Vergiftungsaktion konnten dies verhindern. Cannabis wird auf der ganzen Welt produziert, gehandelt und konsumiert. Dutzende Zuschriften, die mir seit Erscheinen von "Hanfkultur Weltweit" zugegangen sind und unzählige Gespräche, die ich im Laufe meiner Recherchen führte, bestätigen diese Feststellung. Ansporn genug, kontinuierlich an dieser zweiten Auflage zu feilen.

Einige Länder wurden komplett überarbeitet, neue sind hinzugekommen. Um den vorgegebenen Rahmen des Buches nicht zu sprengen, fielen einige veraltete, aber aus nostalgischen Gründen enthaltene Kapitel der Delete-Taste zum Opfer. Anderes wiederum wurde gerafft, korrigiert oder ergänzt. Möglichst viele Leseranregeungen zu integrieren, war ein weiteres Anliegen der vorliegenden Überarbeitung. So werden mehr "freakige Reiseziele!", in der zweiten Auflage zu finden sein, wobei Verlag und Autor sich schlichtweg weigern, den Rahmen allgemein zugänglicher englisch- oder deutschsprachiger Reiseführer zu überschreiten. "Einige Länder durch die Aufnahme anderer Drogen aufzufrischen", wie ein Leser vorschlug, kommt allerdings nicht in die Tüte. Hier geht es um Hanf, andere Substanzen werden auch weiterhin nur im Zusammenhang mit der allgemeinen Drogensituation in Erwähnung gebracht werden.

Steigen wir also in den Flieger.. nein: laßt uns auf einem Fliegenden Teppich Platz nehmen, und zu den hanfigen Regionen dieser Erde reisen.

Wichtiger Hinweis

Gesetze, die gebrochen werden können, ohne daß dabei jemand zu Schaden kommt, werden belächelt.
Baruch Spinoza

Ich will mit diesem Buch niemanden zum Konsum der verbotenen Pflanze Hanf anregen, verführen oder auffordern. Ich möchte aufklären und darstellen, wie weit die Hanfkultur auf der Erde verbreitet ist und in welchem Ausmaß in den einzelnen Staaten die herrschenden Gesetze eingehalten werden.

Ich möchte Reisenden und Zuhause gebliebenen, neben einem Überblick über die aktuelle weltweite Hanfsituation die wichtigsten cannabis-historischen Hintergründe vermitteln, in keinster Weise jedoch die aus dem Hanf gewonnenen Rauschmittel verherrlichen.

Da sich besonders die rechtlichen Zustände weltweit permanent ändern, kann keine Gewähr für aktuellen Stand der Dinge übernommen werden. Vor illegalen Betätigungen muß auf jeden Fall abgeraten werden. Weltweit!

Die Entkriminalisierung und Wiedereingliederung einer der ältesten Nutzpflanzen und ungiftigsten Rauschmittel der Menschheit stellt eine legitime politische Forderung dar, der ich mich anschließe.

Hanf in der Fremde

Um zur Quelle zu kommen mußt Du gegen den Strom schwimmen
Stanislaw Jerzy Lec

Obwohl Kiffer in den allermeisten Staaten dieser Erde mehr oder weniger erbarmungslos verfolgt werden, nutzen viele die Möglichkeiten des preisgünstigen Massentourismus, um die Kultur der cannabisproduzierenden Länder kennen zu lernen. Oftmals sprechen die interessierten Reisenden jedoch weder die Landessprache, noch sind sie mit den inneren Zuständen des Reiseziels vertraut. So kann es leicht passieren, daß die vermeintliche Reise zu den Göttern im ganz und gar höllischen Knast endet.
In der real-existierenden Hanfprohibition hat der Hanf und seine Freunde zwei Hauptfeinde: die Polizei und ihren Spitzelapparat. Reisende sind vielerorts die "dankbarsten" Opfer, unwissend, ängstlich und zahlungskräftig. Selbst in vermeintlich ungefährlichen Ländern beachten vernünftig-vorsichtige Hanffreunde folgende Sicherheitsstrategien:

  • nichts überstürzen,
  • Informationen sammeln,
  • Großstädte meiden,
  • Vertrauen schaffen,
  • Absichern und - last not least -
  • sich wenigstens einen Grundwortschatz des Reiselandes anzueignen.

Die beste Möglichkeit der Informationsbeschaffung vor Ort ist das Gespräch mit anderen Reisenden. So finden sich fast immer Gleichgesinnte, die bei einem Bier im Schatten gerne über ihre Erfahrungen plaudern und teilweise wahre Informationswunder sind.
Besonders in Ballungsgebieten und Touristenhochburgen machen ethno-botanisch interessierte Touristen jedoch gelegentlich auch unangenehme Erfahrungen, nämlich mit Polizisten, Spitzeln und Betrügern, also denen, die die vermeintlich goldene Kuh aus dem Westen melken wollen.

Besonders in Ballungsgebieten und Touristenhochburgen machen ethno-botanisch interessierte Touristen jedoch gelegentlich auch unangenehme Erfahrungen, nämlich mit Polizisten, Spitzeln und Betrügern, also denen, die die vermeintlich goldene Kuh aus dem Westen melken wollen.
Eine wichtige Rolle in der
ländlichen Hierarchie nimmt der Dorfpolizist ein. Er verdient erfahrungsgemäß an allen illegalen Geschäften mit und ist überhaupt nicht daran interessiert ist, daß sein Revier bei höheren Dienststellen ins Gerede kommt. Dorfpolizisten arbeiten oft mit den ortsansässigen Drogenverkäufern zusammen und schreiten, nachdem diese den Käufer verraten haben, zum Gesetzesvollzug, beschlagnahmen, kassieren Bakschisch und teilen mit dem Verkäufer. "Die Zusammenarbeit zwischen ortsansässigen Händlern und Polizei funktioniert mancherorts so prächtig, daß der betrogene Käufer wirklich daran glaubt, durch Zufall in die mißliche Situation geraten zu sein und Glück gehabt zu haben"1 Reisende, die sich im unbekannten Umfeld einer fremden Welt verbotene Substanzen beschaffen wollen, sind potentielle Opfer solcher fruchtbarer Dealer-Polizei-Zusammenarbeit. Das Risiko läßt sich wohl minimieren, ganz auszuschalten ist es nie und vor allem in Zentren des Drogentourismus, wie Kuta/Bali oder in Marokko herrscht akute Gefahr.

Unauffällige Kiffer an einsamen Stränden oder im Urwald geraten kaum irgendwo in solche Schwierigkeiten. Hier sind die Verkaufsgebiete klar abgesteckt, die ortsansässige Polizei kassiert bei jedem Deal mit und hält sich den Kunden gegenüber zurück. Zwischenfälle mit der Polizei häufen sich prinzipiell mit steigender touristischer Erschließung, wie die Beispiele Ko Samui/Thailand oder Goa/Indien eindrucksvoll belegen.

Wird ein Ausländer mit Drogen erwischt und die Angelegenheit nimmt ihren gesetzlichen Lauf, artet das illegale Vergnügen überall zu einer unangenehmen Geschichte aus. Die meisten cannabisanbauenden Staaten haben auf westlichen Druck ihre Drogengesetze verschärft und Gerichte schrecken auch beim Touristen nicht vor langen Haftstrafen oder (mit Glück!) hohen Geldstrafen zurück. Jeder Reisende ist gut beraten, alles in seiner Möglichkeit stehende zu tun, um nicht in südamerikanische oder asiatische Gesetzesmühlen zu geraten. Denn "wer auch immer schon mehr als eine Nacht in einem Gefängnis in einem beliebigen Dritte-Welt-Land verbracht hat, sagt, daß der Verlust aller Güter immer noch dieser Tortur vorzuziehen ist. ... In der Regenzeit bei fast 100% Luftfeuchtigkeit und über 30° C in dumpfen Räumen mit Ratten, -zig Mithäftlingen und dem bekannten Essen aus Chilli und weißem Reis ohne Salz unter unvorstellbaren hygienischen Bedingungen und Mückenplage kein Vergnügen".2

Außer der - meist unpraktizierbaren - Flucht gibt es nur eine Chance, diesen zu entgehen: die Korruption! Es gibt wohl kein Land der Erde, in dem Schmiergeldzahlungen unbekannt sind. Von der untersten Stufe bis zur obersten Sprosse der Gesellschaftsleiter wird bestochen, korrumpiert und Bakschisch gezahlt. Auf der ganzen Welt gilt der banale Satz: Alles nur eine Frage des Preises!
Der kenianische Dorfpolizist wird bei 1 Dollar schwach, die Ekkamai-Gang von Bangkok läßt den ertappten Touristen nicht unter 1000 Dollar frei. Es bestehen zweifelsfrei Zusammenhänge zwischen Beamtensold, Korruptionswilligkeit und Bakschisch-Höhe. Vom Tagesgehalt eines tadschikischen Provinzbeamten bis zum Jahresgehalt einer brasilianischen Polizeistation.

In einschlägig bekannten Ländern haben sich Rechtsanwälte auf - wegen Drogenvergehen inhaftierte - Touristen spezialisiert. Sie setzen sich mit den Verwandten in Europa in Verbindung und verhandeln mit den Behörden die Modalitäten (Höhe der Geldstrafe) der Freilassung aus. Das kann dann, auch schon bei relativ geringfügigen Delikten, inklusive Honorar durchaus fünftausend Dollar und mehr kosten!

Im Frühjahr 1994 wurden weltweit etwa 1500 im Ausland inhaftierte Bundesbürger von ihrer Botschaft betreut.3 Über Länderverteilung, Art der Delikte und durchschnittliche Haftdauer werden in Deutschland keine Statistiken geführt, die weitaus meisten, wegen Cannabisvergehen sitzenden Europäer finden sich jedoch in südostasiatischen Gefängniszellen (Malaysia, Philippinen, Thailand). Das Auswärtige Amt spricht in diesem Zusammenhang von einer hohen Dunkelziffer: Bei weitem nicht jede Festnahme und Verurteilung wird der Botschaft gemeldet. Oft wollen die Verurteilten nicht, daß die Familie zuhause von der Inhaftierung erfährt und in einigen Ländern soll das diplomatische Engagement bei Betäubungsmitteldelikten stark nachgelassen haben (Indien, Nepal).

Im konkreten Fall sollten Angehörige sich direkt an das Auswärtige Amt in Bonn oder an die jeweilige Botschaft wenden.

Wenn im Ausland begangene Straftaten auch in Deutschland abgeurteilt werden können, so fallen die heimischen Strafen für Cannabisdelikte in den allermeisten Fälle vergleichsweise milde aus. Mit Thailand besteht mittlerweile ein Auslieferungsvertrag, bei dem der Straftäter in Deutschland die Hälfte seiner Strafe verbüßen soll und auch mit anderen Ländern sind derartige Abkommen beabsichtigt.

Die Grüne Kraft - Edition Rauschkunde 04 - ISBN: 3-925817-47-6

siehe auch: unser Archiv

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